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Zuckerhütl (3505 m), Stubaier Alpen, Austria, 16-17 Feb 2007

Diese Tour war für mich gleich aus mehreren Gründen etwas Besonderes: der erste Einsatz meiner neuen Ski (1,60m statt bisher 0,90m!), meine bis dahin längste und höchste Skitour, die skurrilste Berg-Übernachtung, und die unsportlichste Abfahrt. Das Zuckerhütl gilt als schwere Skitour, aber technisch würde ich sie (wegen des steilen Gipfelaufschwungs) nur als mittelschwer einstufen, und von der Länge ist sie nur schwer, wenn man (wie wir) auf die "Steighilfen" per Skilift verzichtet.

Das Zuckerhütl hatte mir schon seit meinem ersten DAV Hochtourenkurs an der Franz-Senn-Hütte gelegentlich zugewunken. Nachdem ich gerade einen Skikurs "Von der Piste ins Gelände" mitgemacht (wo wir unter Anderem ein recht einladendendes Video mit Pulverschnee-Abfahrts-Träumen im Stubai gesehen haben) und sich gleich anschließend traumhaft schönes Wetter eingestellt hatte, habe ich spontan einen anderen Termin gekippt und bin mit einer Freundin ab ins Stubai. Dies ist meines Wissens schließlich das München am nächsten gelegene Gebiet mit recht großer Höhenlage, das also auch bei dem herrschenden sehr milden Winter 2007 ordentliche Schneeverhältnisse erwarten ließ.
Wir kamen erst nach Einbruch der Dunkelheit am Parkplatz Mutterbergalm (1721 m) an, wo unsere Marschvorbereitungen von lautstarker Apres-Ski-Discomusik und einem netten Geburtstags-Feuerwerk begleitet wurden, und erst um 20 Uhr brachen wir auf. Für den Aufsteig zur Dresdner Hütte unterhalb der Seilbahnroute hatte ich zwei Stunden eingeplant, aber nachdem es dort keine Spuren gab (wie ich später erfuhr, vor Allem wegen Lawinengefahr), wichen wir auf die Ski-Talabfahrt "Wilde Grub'n" aus. Mir war nicht bewusst, dass sie neben der längeren Strecke auch 300 Höhenmeter mehr beinhaltet, und weil wir noch dazu relativ gemächlich aufstiegen, zog sich das Ganze so lange hin, dass wir schließlich erst um Mitternacht den höchsten Punkt erreichten!
Von dort aus hätten wir wieder die 300 HM bis zur Hütte abfahren müssen, aber da entdeckten wir ein hell erleuchtetes großes Gebäude, das sich als das Ski Club Micky Maus Spielparadies am Gamsgarten entpuppte. Zu unserer Überraschung war alles offen, und so blieben wir ob der späten Stunde einfach dort und machten es uns auf Matten in der Spielburg so bequem und warm, wie es eben ging. Am nächsten Morgen gegen 6:30 Uhr wurden wir sehr freundlich vom Personal geweckt, das zum Teil während der Saison dort im Haus wohnt. Statt uns Vorhaltungen anhören zu dürfen, bekamen wir sogar noch Kaffee angeboten und durften uns so lange weiter zum Teil hinter den Kulissen aufhalten, bis gegen 9 Uhr die ersten Gäste mit der Seilbahn eintrafen.
Nach einem relativ gemütlichen Morgen bei herrlichstem Sonnenschein versteckten wir einen Teil unseres Gepäcks und setzten unseren Weg mehr oder weniger am Rand der Skipisten Richtung Bildstöckljoch (3128 m) und Eisjoch (3149 m) fort, wobei wir den Skibetrieb nicht wirklich störend fanden (und umgekehrt hoffentlich ebenso). Nachdem meine Begleiterin große Schwierigkeiten mit einem drückenden Skischuh bekam und sich ihre Kondition als nicht hinreichend erwies, machten wir als Treffpunkt wieder den Gamsgarten aus, und ich ging allein weiter.
Leider muss man südöstlich des Jochs wieder 250 HM über den Gaißkarferner auf Skipisten abfahren und wegen der relativ geringen Schneehöhe noch weitere etwa 100 HM im Gelände abbauen, bevor sich der (eigentlich Sommer-, aber inzwischen auch Winter-Normal-)Weg nach kurzem Steilanstieg überwiegend relativ flach über den Paffenferner nach oben zieht. In der Mulde (tiefste Stelle mit etwa 2800 m) hatte ich noch drei Ungarn überholt, die dann aber offenbar aufgegeben haben. Anfangs war es auf der sonnenzugewandten Seite derart warm, dass ich am Liebsten die kurze Hose angezogen hätte, was ich mir aus Zeitgründen gespart habe, denn mittlerweile war es schon nach 13 Uhr! Der Schnee war zunächst sehr pappig und ging dann allmählich in leichten - und weiter oben windverblasenen - Bruchharsch über, womit leider meine nagelneuen Steigfelle nicht zurechtkamen und sich ständig längs vorn mit Schnee unterfütterten. (Inzwischen wurden sie mir vom Sportgeschäft fairerweise umgetauscht.)
Ab dem Pfaffenferner kamen mir insgesamt 14 weitere Tourenfahrer entgegen, was mich daran erinnerte, dass ich ausgesprochen spät dran war. Aber jetzt war ich schon so weit, dass ein Umdrehen nicht wirklich in Frage kam. Hinter dem Paffenjoch (3213 m) geht es dann sehr flach dahin bis zum Pfaffensattel (3344 m), von wo aus der benachbarte Wilde Pfaff mit seinen "nur" 3458 m doch glatt höher aussieht als das Zuckerhütl! Ab da wendet sich der Weg (nach Abstellen der Ski) auf einer Steilflanke nach Westen und wird 50 HM unter dem Gipfel im mit Felsbrocken durchsetzten Schneehang so steil, dass ich froh war, meine Steigeisen dabei zu haben. Kurz nach 16 Uhr war ich schließlich am Gipfel und wurde mit einer tollen Sicht, vor Allem in Richtung Dolomiten, belohnt. Allerdings war es etwas zugig, so dass ich nach dem Eintragen in eines der beiden übervollen Gipfelbücher schnell den Abstieg anging.
Als ich gerade wieder beim Anlegen der Ski war (was bei der leichten, aber komplizierten Dynafit-Bindung doch sehr gewöhnungsbedürftig ist), rief meine Begleiterin über das Handy eines Pisten-Bediensteten an, denn sie hatte sich ob meines langen Ausbleibens schon große Sorgen gemacht und eine Pistenraupe in meine Richtung losgeschickt, zumal es auch schon langsam dunkel wurde. Schließlich einigten wir uns darauf, dass sie mit der letzten Bahn ins Tal abfährt und ich wirklich die Pistenraupe in Anspruch nehme, was allerdings erst ab der Talstation des Schleppliftes am Gaißkarferner möglich war. Bis dahin war ich allerdings noch bis 18:30 Uhr unterwegs, weil ich mit aufgezehrten Kräften und mäßiger Technik mit den ungewohnt langen Ski bei suboptimalen Schneeverhältnissen schon bei weniger steilen Passagen auf Pflugbogen und bzw. sogar Spitzkehren umstellen musste und dann wegen 100 HM wieder anfellen musste. Wenn ich früher dran gewesen wäre, wäre ich dann statt wieder übers Eisjoch über das etwas östlich davon gelegene und vor Allem etwa 100 HM niedrigere Fernaujoch (Schaufelnieder, 3050m) zurück. So aber wurde ich vom freundlich-besorgten Raupenfahrer in Empfang genommen und in einer halbstündigen, durch interessante Gespräche sehr kurzweiligen Fahrt durch die Dunkelheit wieder runter bis an die Mutterbergalm gebracht. Die Krönung zum Schluss, die 10 km lange hochalpine Abfahrt durch die Wilde Grub'n mit den Ski zu machen, müssen wir uns daher leider für ein anderes Mal aufheben. Gegen 19:30, also genau 24 Stunden nach unserer Ankunft, fuhren wir ab gen Norden. Als unmittelbare Nachwirkungen zeigten sich der "Verlust" von über einem Kilo Winterspeck und Blessuren an den unteren Extremitäten - erst eine Woche später stellte sich heraus, dass ich mir einen leichten Muskelfaserriss in der linken Wade zugezogen hatte, offenbar ausgelöst durch einen tief sitzenden Krampf.
Es bleiben einige tolle Impressionen und Fotos, die Genugtuung, den höchsten Gipfel des Stubai bezwungen zu haben, und sehr nette Erinnerungen an die freundlichen und hilfsbereiten Leute, mit denen wir aufgrund des außergewöhnlichen Verlaufs der Tour in Kontakt gekommen sind. Ähnliche Erfahrungen haben dort auch schon andere Tourengeher gemacht. In den Bergen - und ganz speziell im Hochstubai - ist die Welt halt noch in Ordnung :-)

Hinfahrt
Kufstein

 

Mutterbergalm

 
Gamsgarten
















 

Aperer Pfaff

 

Stubaier Wildspitze, Daunkogel

 

 

Eiskletterturm

meine neue Ausrüstung
Aufstieg
zum Eisjoch



Ruderhofspitze

Eisgratbahn

 

Habicht

Fernauferner


Stubaier Wildspitze

Ötztaler Wildspitze

Schaufeljoch

Schaufelspitze
Übergang
zum Gipfel

Gaißkarferner

erster Blick auf Zuckerhütl

 

 

Links unten die Mulde,
Gegenanstieg zum Rückweg :-(

Pfaffenferner
 

Gegenverkehr
 

Pfaffenjoch

Zuckerhütl

Wilder Pfaff

Unterbergtal

Aperer Pfaff

links Pfaffensattel

 

Gipfelaufschwung

 

Dolomiten

 

Felle mit Fehler

Steilstück

Sulzenauferner

Wilder Pfaff

 

 
Zuckerhütl
Dolomiten

Schrankogel, Ruderhofspitze

Ötztaler

 

Sella

Marmolada, Langkofel

 

 

 

 


mit Selbstauslöser
Abstieg
Paffensattel

Ruderhofspitze, Sulzenauferner
 

mein zwischendurch verlorenes
Steigeisen im Steilhang

meine zurückgelassenen Ski
 
Abfahrt




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